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Freitag, 27. Mai 2011

Impressionismus

Der Impressionismus (v. lat.: impressio = Eindruck; über das französische impressionnisme) ist eine Stilrichtung in der Kunstgeschichte. Sie entstand aus einer Bewegung der französischen Avantgarde in der Malerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Impressionismus verbreitete sich weltweit und wurde in der Malerei vom Post-Impressionismus abgelöst.

Im Impressionismus entstanden wesentliche Voraussetzungen für den neuen Charakter der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts. In der Kunstgeschichte wird er unterschiedlich eingeordnet. Einige Kunsthistoriker bezeichnen ihn als Beginn der Moderne in der Malerei, andere wiederum als Ende der alten Epoche – wiederum andere als beides zugleich.

Auch in der Musik, Literatur, im Film und der Fotografie entwickelten sich impressionistische Richtungen.

 

 

Impressionismus in der Malerei

Historische Eingliederung
Seit dem 17. Jahrhundert hatten die politischen und die Kunstverhältnisse dazu geführt, dass einige der wichtigsten Entscheidungen über den Fortgang der europäischen Kunstgeschichte in Paris getroffen wurden. So bildete die Französische Revolution das Leitbild einer sich nun weltweit verbreitenden bürgerlichen Umwälzung. Die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft vollzog sich so auch in Frankreich folgerichtiger, prägnanter und immer etwas früher als in anderen Ländern. 1793 wurde der Königspalast, Louvre, zum Museum der Malerei umfunktioniert und durch den Kunstraub Napoleons gelangten Malereien italienischer Meister der Renaissance in die Hauptstadt. Für das Kunstleben, das Ausstellungswesen, den Kunsthandel und die Geschmacksbildung war Paris die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, ungeachtet der Tatsache, dass England durch Produktion und Kapital die „Werkstatt der Welt“ war. Entstehung und Ausbreitung der impressionistischen Malerei als einer Strömung bedurften der Lebensweise und des kulturellen Klimas von Paris.
Vorläufer



Jean-Baptiste Camille Corot, Die Brücke von Narni, 1826, Louvre, Paris


Johan Barthold Jongkind,
Zondondergang bij Overschie, 1867, Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam


Einige Charakteristika impressionistischer Malweisen, so u. a. Pleinair (unter freiem Himmel), sur-le-motif (vor dem Motiv), finden sich schon in der Schule von Barbizon, den Werken von William Turner, John Constable und Johan Barthold Jongkind. So wurde das petit genre, die Landschaftsmalerei, bedingt durch einen sich öffnenden Kunstmarkt und orientiert an den nun immer stärker aufkommenden Wünschen des Publikums bereits salonfähiger.

Die Arbeiten Francisco de Goyas und Eugène Delacroix' beeinflussten die Impressionisten ebenfalls, von denen u.a. Édouard Manet angeregt wurde.

Ferner war die Haltung realistischer Maler mit ihrem Hauptstreiter Gustave Courbet grundlegend für den Impressionismus. So vertrauten diese ihrem „Augensinn“ und machten ihre Bilder gleichsam zu Fenstern (siehe hierzu → Leon Battista Alberti, finestra aperta). Diese Treue zur Natur, wie man statt Realität auch sagte, die erst ein wahrhaftiges Bild ergab, musste erlernt und jedes Mal hart erarbeitet werden. Auch das Sehen selbst galt es zu üben und zu verfeinern. So erfuhren die Maler, dass sie erst im Prozess ihres Tuns ein anderes Sehen erlernten.

Courbet faszinierte viele jüngere Künstler und keine andere Auffassung kam ohne Definition ihres Verhältnisses zu seiner Kunst aus.

„In der freien Natur unter Naturmenschen natürlich malen“, wie es ein Vierteljahrhundert später der deutsche Maler Wilhelm Leibl formulierte, wurde überall zu einer der grundlegenden Maximen „realistischer“ Künstler. So äußerte Courbet:

  • „Ein Künstler ist sein eigener Herr.“
  • „Ein Künstler muss in seiner eigenen Zeit verwurzelt sein.“
  • „Malen ist eine gegenständliche Kunst, die sich nur mit dem Realen und Sichtbaren beschäftigt, niemals mit dem, was nur in der Vorstellung existiert.“[1]
  • „Schönheit liegt in der Natur und offenbart, einmal vom Künstler erkannt, ihre eigene Ausdruckskraft.“
Entwicklung



Édouard Manet, Musik in den Tuilerien, 1862, National Gallery, London


Claude Monet, Badende bei La Grenouillère, 1869, National Gallery, London

Das Gemälde Impression, soleil levant (1872) von Claude Monet mit der Darstellung des Hafens von Le Havre (Normandie) in der Morgendämmerung gab der Bewegung ihren Namen, als der Kunstkritiker Louis Leroy daraus die abschätzig gemeinte und von den Betroffenen zunächst ungeliebte Bezeichnung ableitete. Die entstehende Bewegung jedoch zeichnete sich weitaus früher ab. Bereits die Arbeiten Édouard Manets aus den 1860er Jahren zeigen grundlegende Elemente des beginnenden Bruchs mit der akademischen Lehrmeinung – etwa Musik in den Tuilerien. Die erste Gruppenausstellung der Impressionisten fand 1874 im Atelier des Pariser Fotografen Nadar statt.

Die Impressionisten bevorzugten helle, reinbunte Farben und malten nicht strukturlose Flächen, sondern setzten komplementäre Kontrastfarben fleckig nebeneinander, die bei Betrachtung aus einiger Entfernung erst im Auge des Betrachters ineinander fließen sollten, wie zum Beispiel in dem Gemälde Frau mit Sonnenschirm von Claude Monet. Dadurch erzielten sie eine intensivere, geradezu vibrierende, Farbigkeit.


Beeinflusst waren die Künstler durch die sich zusehends ausbreitenden Fotografie und durch japanische Farbholzschnitte, die ab 1850 in großer Stückzahl nach Europa gelangten und durch die sich die Impressionisten in ihren eigenen Theorien über Farbe und Form bestätigt fühlten (siehe auch →Japonismus). Für beide Kunstformen typisch sind häufig stark angeschnittene Personen (wenngleich sich auch im Biedermeier bereits ähnliche Ausschnitte finden).

Einige dem Spätimpressionismus zugerechnete Maler führten die im Impressionismus entwickelte Technik der optischen Farbmischung weiter aus, indem das ganze Bild in mosaikartig aneinandergereihte Punkte zerlegt wurde (Pointillismus, auch Divisionismus). Die Maltechniken der Impressionisten, wie Pointillismus oder Pastos unterschieden sich stark vom handwerklichen Vorgehen der klassischen Ölmalerei. Diese neuen Maltechniken wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch durch die erstmalige Verfügbarkeit industriell gefertigter Farben (Azofarbstoff, Teerfarbe) begünstigt, weiters durch erstmalig in dieser Zeit industriell gefertigten Künstlerbedarf, wie beispielsweise Ölfarben in Tuben, was die Freiluftmalerei überhaupt erst ermöglichte.

Charakteristiken

Die impressionistische Malerei wird normalerweise mit einer starken Betonung von Licht in seinen unterschiedlichen Qualitäten in Verbindung gebracht, wobei oftmals der Effekt einer bestimmten Tages-/Jahreszeit hervorgehoben wird.

Der Impressionismus brach mit vielen Regeln malerischer Praxis, welche damals durch die Kunstakademien gelehrt wurden:

  • Sie fühlten sich keinen akademischen Regeln oder traditionellen Inhalten verpflichtet.
  • Die Farbe wurde zum primären Gestaltungsmittel, zeichnerische Elemente traten in den Hintergrund.
  • Sie malten oftmals pleinair und sur-le-motif, d.h. unter freiem Himmel und vor dem Motiv.
  • Sie betonten neue Aspekte der Wirkungsweise des natürlichen Lichts, vor allem die Reflexion des Lichtes und die Spektralfarben, denn sie waren nicht an der Darstellung der Materialiät der Gegenstände interessiert, sondern an ihrer momentanen Erscheinung.
  • Die Bilder wurden in einer skizzenhaften Art gemalt, die es ihnen ermöglichte, die Essenz des Objektes und nicht der Details hervorzuheben.
  • Ihre Bilder wirken oft ausschnitthaft. Damit soll nicht das gemalte Objekt als Ganzes, sondern die Wirkung des Lichts auf ihm betont werden. Darüber hinaus verleiht dies dem Bild einen spontanen, flüchtigen Charakter (impression).
  • Bildtiefe entstand durch Größenstaffelung, Überschneidungen und Linearperspektive.
  • In der Pleinair-Malerei gestalteten sie die Licht-Schatten-Partien durch Warm-Kalt-Kontrastierung der Farbe. Das gab den Bildern Frische und Offenheit.
  • Für die Impressionisten war ein strichelnder Farbauftrag typisch: Sie malten mit kurzen, starken Pinselstrichen (komma-artig, „virgulisme“) wobei der Pinselduktus deutlich zu erkennen war,
  • Überdies wurde die Farbe in einigen Fällen auch pointillistisch, d.h. punktartig aufgetragen.
  • Sie mischten die Farben zum Teil nicht auf der Palette sondern auf der Leinwand, so dass sich erst im Auge des Betrachters die Farbtupfen zum gewünschten Farbton mischen (→ s. hierzu auch Divisionismus).
  • Sie erzielten Dunkelheiten nicht durch Zugabe von Schwarz sondern durch Mischung komplementärer Farbwerte. Schwarz wurde nur noch als eigene Farbe benutzt.
  • Sie malten nass-in-nass, statt darauf zu warten, dass nacheinander aufgetragene Schichten trocknen. Dies führte zu weicheren Konturen und fließenden Farbübergängen. Nachteil: stärkere Rissbildung, die hingenommen wurde.
  • Fast alle Impressionisten betrieben eine alla-prima-Malweise, bei der ohne Untermalung die Farbe direkt auf die grundierte Leinwand gebracht und dieser spontane Farbauftrag möglichst nicht korrigiert wurde.
 
Galerie

  • Camille Pissarro, Pointoise, 1867, Nationalgalerie Prag, Prag

  • Édouard Manet, Der Balkon, 1868–1869, Musée d'Orsay, Paris

  • Edgar Degas, Das Orchester der Opera, 1870, Musée d'Orsay, Paris

  • Claude Monet, Déjeuner sur l'herbe (rechtes Fragment), 1865–1866, Musée d'Orsay, Paris

  • Alfred Sisley, Überschwemmung bei Port-Marly, 1876, Musée d'Orsay, Paris

  • Pierre-Auguste Renoir, Bildnis des Victor Chocquet, 1876, Sammlung Oskar Reinhart, Winterthur

  • Berthe Morisot, Portrait de Mme Morisot et de sa fille Mme Pontillon , 1869–1870, National Gallery of Art, Washington

  • Gustave Caillebotte, Straße in Paris an einem regnerischen Tag, 1877

  • Édouard Manet, Bar in den Folies-Bergère, 1881–1882, Courtauld Institute of Art, London

  • Claude Monet, Die Klippen bei Etretat, 1885, Sterling and Francine Clark Art Institute, Williamstown (United States)

  • Camille Pissarro, Boulevard Montmartre, 1897, Eremitage, Sankt Petersburg

  • Alfred Sisley, Häuser am Ufer der Loing, 1889, Privatsammlung
Liste der Maler des Impressionismus

Impressionismus in der Musik

Hauptartikel: Impressionismus (Musik)

In der Musik spricht man ebenfalls vom Stil des Impressionismus. Als Begründer gilt hier vor allem Claude Debussy (1862–1918) (der sich aber gegen die Bezeichnung „Impressionist“ wehrte[2]). Musik ist für ihn „Klang-und Farbkunst“, und so werden denn auch seine Werke zu impressionistischen Klangbildern, in denen die Atmosphäre und die Stimmung musikalisch dargestellt werden.
Debussys melodische Motive entwickeln sich selten, und werden nicht kontrapunktisch verarbeitet oder durchgeführt, wie das sonst meist der Fall war. Vielmehr tauchen sie für einen kurzen Augenblick auf, zeigen sich in schnell wechselnder Harmonik und werden direkt wieder abgelöst. Inspiriert wurde er dabei von der Naturwahrnehmung, aber auch von asiatischer Musik, die er auf der Weltausstellung 1889 in Paris kennen gelernt hatte. Zu den musikalischen Stilmitteln, die er gebraucht hat, gehören: Melodik: überwiegend engräumige, wellen- oder kreisförmig geführte Motive, die sich an andere reihen, wieder „zerfließen“, sich aber nie zu längeren Themen entwickeln.

Häufige Verwendung von chromatischen, pentatonischen und Ganztonskalen, oft auch kirchentonale Wendungen.


Harmonik: zunehmende Dissonanzanreicherung. Dissonanzen (vor allem Sept-, Non- und Sekundklänge) gelten als Farbwerte und werden nicht mehr aufgelöst. Häufiges Aneinanderreihen und paralleles Verschieben von (dissonanten) Akkorden ohne Rücksicht auf ihre funktionale Verwandtschaft. Im Zusammenhang mit der Ganztönigkeit ergeben sich übermäßige Dreiklänge.
Rhythmik: Der Rhythmus löst sich vom starren Taktschema; die rhythmischen Schwerpunkte werden verschleiert; das 1. Viertel im Takt ist oft ausgespart oder verliert durch Überbindung an den vorherigen Takt sein Gewicht. Häufig findet sich das Alternieren von Duolen und Triolen sowie Taktwechsel.


Klangfarbe: Das in der Spätromantik trotz aller gesteigerten Bedeutung immer noch der Thematik und Satzentwicklung untergeordnete und somit akzesorische Element der Klangfarbe verselbstständigt sich im Impressionismus und gewinnt eine Eigenbedeutung.[3] Eine Vorliebe ebenso für durchsichtig-helle wie für satte Klangfarben. Debussy übernimmt zwar das Orchester der Spätromantik, löst den kompakten Gesamtklang aber zugunsten differenzierter und bis in feinste Farbnuancen abgestufter Klangkombinationen und -reflexe auf.


Ein wichtiger Zeitgenosse Debussys war Maurice Ravel (1875–1937), dessen impressionistische Instrumentationsstudie für großes Orchester, Boléro, besonders beliebt ist. Der englische Impressionismus wurde geprägt durch Cyril Scott (1879–1970), John Ireland (1879–1962) und Allan Willcocks (1869–1956).


 

 

Impressionismus in der Literatur

Hauptartikel: Impressionismus (Literatur)
 

Impressionismus in der Fotografie



Mary Devens, The Ferry, Concarneau, Fotogravur, 1904


Ende des 19. Jahrhunderts erkämpften sich eine Reihe von Fotografen einen Kunstanspruch, indem sie die Kunst ihrer Zeit mit ihren Mitteln in Szene setzten. Die Piktorialisten setzten, inspiriert durch Vordenker wie Antoine Claudet und Peter Henry Emerson, systematisch die Unschärfe als Stilmittel ein.[4] Robert Demachy setzte mit seinen Gummi-Bichromatdrucken Ballettaufnahmen in Szene, die in Stil und Stimmung große Ähnlichkeit mit Gemälden von Edgar Degas aufwiesen.[5] Neben Demachys Bildern besitzen unter anderen Werke der Piktorialisten Heinrich Kühn, Alfred Stieglitz, Gertrude Käsebier, Edward Steichen, Adolphe de Meyer, Mary Devens und Alvin Langdon Coburn eine impressionistische Anmutung.[4][6]
Umgekehrt wirkte die Fotografie befruchtend auf die Malerei des Impressionismus zurück. Zufällig wirkende Kompositionen mit angeschnittenen Menschen, Wagen und Tieren hielten ihren Einzug. Demachy hatte die Ballettszenen von Degas nachempfunden. Degas seinerseits setzte die Schnappschuss-Wirkung, die absichtsvolle Zufälligkeit von Bildausschnitt und Komposition, als Stilmittel in seinen Gemälden ein.[5] 
 

Impressionismus im Film

Hauptartikel: Impressionismus (Film)
 

 

Literatur

 

 

Weblinks

Commons: Impressionismus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Impressionismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 

 


 

 

Einzelnachweise

  1. Gustave Courbet; zitiert nach Andrew Forge und Robert Gordon: Monet, DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 2. Aufl., 1992, Seite 19
  2. Debussy in einem Brief an Durand im März 1908 zum Begriff Impressionismus auch in Bezug auf seine Musik: „J’essaie de faire ‚autre chose‘ – en quelque sorte, des ‚realites‘ - ce que les imbéciles appelement ‚impressionisme‘, terme aussi mal employé que possible, surtout par le critiques d’art qui n’hésitent pas à en affubler Turner, le plus beau créateur de mystére qui soit en art“; zitiert nach Oswald d’Estrade-Guerra: Debussy – l’homme, son oeuvre, son milieu, Verlag H. Lemoine, 1962, Seite 144
  3. Hermann Erpf: Lehrbuch der Instrumentation und Instrumentenkunde, ED 3609, Schott, Mainz, 1959, Seite 264
  4. a b Beaumont Newhall, Geschichte der Photographie, München 1998: Schirmer/Mosel, ISBN 978-3-88814-319-9, S. 145–169
  5. a b Boris von Brauchitsch, Kleine Geschichte der Fotografie , Stuttgart 2002: Reclam, ISBN 978-3-15-010502-3, S. 76
  6. Simone Philippi, Ute Kieseyer (Hrsg.): Alfred Stieglitz. Camera Work. The Complete Photographs 1903–1919, Köln 2008: Taschen, ISBN 978-3-8228-3784-9
 
Quelle: Wikipedia