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Die
Landschaftsmalerei ist neben dem
Historienbild, dem
Porträt, dem
Genrebild und dem
Stillleben eine Gattung der gegenständlichen Malerei.
Überblick
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Landschaftsmaler im Schlosspark Charlottenburg, Berlin |
Die Landschaftsmalerei umfasst die Darstellung von Ausschnitten aus dem von der Natur als auch von Menschenhand bestimmten Raum. Bildgegenstand können konkrete und idealisierte
natürliche Landschaften vom
Hügelland bis zum
Hochgebirge sein, beispielsweise Seestücke,
Flüsse, Bergseen und Gipfelformationen oder Motive an der
Meeresküste.
Häufige Motive sind auch
Kulturlandschaften -- etwa Ausblicke auf
Städte und Architekturen (siehe
Vedute) -- ebenso wie
Gartenkunst und
Parklandschaften, Industriemotive und
Fabriklandschaften. Zeugnisse für die Darstellung landschaftlicher Motive in der Malerei gibt es bereits im alten Ägypten, in
Mesopotamien und in Europa seit der griechischen
Antike. Die letzteren sind allerdings nur durch schriftliche Quellen überliefert.
Die Landschaftsmalerei ist ein bedeutender Zweig der bildenden Kunst
Chinas und
Japans, während die vorkolumbianischen Kulturen Südamerikas
keineLandschaftsmalerei kennen. In der islamischen Kunst gibt es Landschaftsmalerei im Rahmen der hochentwickelten
Buchmalerei Persiens und Indiens (siehe
Mogulkunst).
Der Begriff Landschaft
Das Wort
Landschaft hat seine Wurzel im Althochdeutschen. Seit dem 12. Jahrhundert ist es der Begriff für die Gesamtheit der
Bewohner eines Landes, der später auf die ständische Versammlung eines Landes ausgedehnt wurde (vergl.
Landschaftsverband). Erst seit dem späten Mittelalter wurde der Begriff auf die bis heute übliche, rein geografische Bedeutung eingeengt.
In der Malerei der
Renaissance bürgerte sich der Begriff
Landschaft als Bezeichnung für die Darstellung eines Ausschnitts aus einem Naturraum ein. Schon im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde er im gleichen Zusammenhang als
landscape im Englischen und
landshap im Niederländischen benutzt. Im romanischen Sprachraum entstand zur gleichen Zeit und mit der gleichen Bedeutung das französische
paysage und das spanische
paisaje, während im Italienischen das Wort
paese sowohl für eine reale als auch für eine im Bild dargestellte Landschaft benutzt wurde. Das Wort
paesaggio, das heute im Italienischen ein Landschaftsbild bezeichnet, setzte sich erst allmählich durch.
Antike
Griechenland
Von der griechischen
Tafel- und
Freskomalerei ist so gut wie nichts erhalten. Kenntnisse davon haben wir durch griechische Autoren wie
Pausanias und vor allem durch römische Kommentare zu diesen und zu verlorenen Schriften. Frühe Zeugnisse von Landschaftsdarstellung stammen aus dem Bereich der
kretisch-mykenischen Kultur. Erhalten sind Bruchteile von Fresken, auf denen neben pflanzlichen und Tiermotiven Andeutungen von Geländelinien und architektonisch gegliederten Räumen zu erkennen sind. Landschaften wurden im Zusammenhang mit mythologischen und historischen Themen angedeutet. Pausanias berichtet von Tafel- und Wandbildern, bei denen die Maler Landschaften mit Hilfe der
Linearperspektive und der
Schattenmalerei darstellten. Der bekannteste unter den Malern dieser Zeit (480–460 v. Chr.) war
Polygnot von Thasos, dessen Bilder sich in der Stoa Poikile von Athen und in Delphi befanden. Aus dem 5. Jahrhundert vor Christus sind Wandfresken aus dem
Grab des Tauchers bei
Paestum (Poseidonia) in Süditalien erhalten, auf denen Bäume, Architektur und Geländelinien dargestellt sind. Von
Zeuxis von Herakleia, dem Schüler
Apollodors von Athen ist überliefert, dass er sich mit der Darstellung von Licht und Schatten als Mittel zur Erzeugung der Illusion von Raumtiefe auseinandergesetzt hat und dass er
Idyllen gemalt hat.
Das antike Theater verwendete in der
Skenografie auswechselbare Stellwände am Bühnengebäude und am
Proszenium. Diese waren jeweils mit Motiven gemalt, die zu den drei Gattungen des griechischen Dramas passten. Tragödie und Komödie wurden vor einem architektonischen Hintergrund gespielt, während das
Satyrspiel im Wald oder im Garten stattfand. Laut
Vitruv wurden auf den Bühnenbildern des Satyrspiels Bäume, Berge, Grotten und andere Gegenstände gezeigt, wie man sie auf dem Lande antrifft. Der erste, der versuchte, in der Bühnenmalerei eine Raumillusion durch perspektivische Verkürzungen herzustellen, war
Agatharch von Samos.
Rom
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Villa von Boscotrecase, Pompeji |
In Rom wurde das Prinzip der griechischen Bühnendekoration für das römische Theater übernommen. Diese griechische Bühnenmalerei beeinflusste ihrerseits die Kunst der
römischen Wandmalerei, wie sie in den Villen in
Pompeji oder
Herculaneum erhalten ist. Die in Griechenland verfolgte Tendenz einer räumlichen Erfassung von Landschaft wurde jedoch nicht weitergeführt. Beim Übergang spätrömischer Kunst zur frühchristlichen spielten Plastizität der Figuren und Raumillusion nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Mittelalter
Von einer Landschaftsmalerei im engeren Sinn kann man bis zum Beginn des ausgehenden Mittelalters nicht sprechen. Andeutungen von
Geländeformationen oder
Architekturen im Bild dienen zur Lokalisierung der dargestellten Szenen oder sind Bedeutungsträger im Rahmen des Gesamtkonzepts eines Bildes und nicht Darstellung eines idealen oder konkreten geographischen Raums.
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Taufe Christi im Jordan, aus dem St. Ethelwold Gebetbuch, 10. Jahrhundert
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Eine Wellenlinie deutet bei der
Taufe Christi den Fluss Jordan an, eine Geländelinie mit Bäumen und Blumen kann als Zeichen für das Paradies, eine befestigte Stadt als Hinweis auf das
Himmlische Jerusalem gelesen werden.
Mit dem ausgehenden Mittelalter änderte sich die Ansicht des Menschen über die Natur. In der Malerei trat an die Stelle einer durch Verkürzungen auf das Typische zielenden Darstellungsweise das Bemühen, Dinge der Natur möglichst genau in ihrer
Individualität zu erfassen und bildlich darzustellen. Die Maler orientierten sich nicht mehr an den über Generationen überlieferten Musterbüchern, sie versuchten vielmehr die Wirklichkeit ihrer Zeit und ihrer Welt durch genaue Beobachtung einzufangen Das betrifft nicht nur die neue Sicht auf den Menschen sondern ebenso einen neuen - ästhetischen - Blick auf die Landschaft.
Als exemplarisch für die Entstehung dieser neuen Perspektive gelten
Petrarcas berühmte Besteigung des
Mont Ventoux am 6. April 1336 und die ungefähr zur gleichen Zeit von
Lorenzettibegonnenen Fresken für den Palazzo Pubblico in
Siena. Petrarca zeigte sich bei Erreichen des Gipfels überwältigt von der Schönheit der Welt, die sich vor ihm ausbreitet. Er findet am „Irdischen Geschmack“
[1] gefallen. In diesem Augenblick wird die Welt nicht mehr als eine feindliche und für den Menschen verderbliche gesehen, die nur Durchgangsstation in eine jenseitige Welt ist, sondern als eine in ihrer Schönheit und Großartigkeit zu bestaunende.
Lorenzettis Fresko
Die gute Regierung entfaltet vor dem Betrachter ein Panorama des Staatsgebietes von Siena, auf dem die Arbeiten eines ganzen Jahresablaufs nebeneinander beispielhaft dargestellt sind. Zu sehen sind die typischen Vertreter der Kommune: Adelige, Handwerker und Bauern mit ihren typischen Tätigkeiten. Vorgeführt wird ein ganzes Inventar der Nutzungsmöglichkeiten kultivierten Landes und zwar sowohl die Stadt mit der Vielfalt ihrer Gebäude und Bewohner als auch Wälder, Obstgärten, Weinberge, Wiesen und Äcker. Dieses Interesse an einer “systematischen“ und rationalen Erfassen von
Landschaft in einem öffentlichen Fresko geht einher mit der gleichzeitigen Einführung von
Katastern in den Stadtgemeinden Italiens.
Très Riches Heures des Duc de Berry: August (1412-16), 22,5 x 13,6 cm
Zeugnisse einer Darstellung von Landschaft als Hintergrund für eine Bilderzählung tauchen seit dem ausgehenden Mittelalter mit dem Übergang zur Renaissance in den Niederlanden auf. In
Kalendarien und
Stundenbücher gibt es eine große Vielfalt von Landschaftsdarstellungen, sei es auf den
Monatsbildern der Kalender oder als Hintergründe biblischer oder historischer Szenen. Hervorragende Beispiele der burgundisch-niederländischen
Miniaturmalerei sind die sechs Stundenbücher für den Herzog von Berry, das berühmteste die
Très Riches Heures mit den Illustrationen der Gebrüder Limburg. In der Gestaltung von Tiefenraum und Landschaft, den ersten Versuchen,
Atmosphärisches oder die besondere Erscheinungsform von Tageszeiten im Bild darzustellen, ist die Buchmalerei der Tafelmalerei ihrer Zeit weit voraus. Erst mit dem Beginn der
Ölmalerei werden dann auch für die Tafelmalerei die technischen Voraussetzungen bereitgestellt, die neuen Entwicklungen in der Buchmalerei im Tafelbild nachzuvollziehen.
'Genter Altar',
Jan van Eyck's, Kathedrale St. Bavo, 1432
Beispielhaft ist der Niederländer
Jan van Eyck, der eine entscheidende Wende in der europäischen Tafelmalerei einleitete. Jan arbeitete zunächst als Buchmaler, zwei der Blätter aus dem Stundenbuch des Duc de Berry stammen von ihm, von seiner Hand ist das
Turin-Mailänder Stundenbuch, – als auch als Tafelmaler. Sein berühmter
Genter Altar zeigt im unteren Teil eine Versammlung von Heiligen bei der Anbetung des Lammes, eingebettet in eine paradiesische Ideallandschaft, die sich bis zu einem in weiter Ferne erscheinenden Horizont erstreckt.
Die Errungenschaften der niederländischen Ölmalerei in ihren Möglichkeiten für die differenzierte Darstellung von Lichtwirkung und Atmosphäre wurden durch die engen Handelsbeziehungen zwischen Italien und den Niederlanden schnell in Italien bekannt und angewendet.
Renaissance
Wolf Huber:
Donaulandschaft bei Krems,Federzeichnung 1529
Konrad Witz:
Der wunderbare Fischzug, 1444
Leonardo da Vinci:
Arno-Landschaft, die erste reine Landschaftszeichnung, 1473
Mit dem Beginn der
Renaissance und der Erneuerung der Kunst in Italien, von
Vasari als
renascità schon bei
Cimabue († nach 1302) und
Giotto († 1337) angesetzt, kam es zu der folgenreichen Wende in der Geistesgeschichte, die mit dem Aufkommen des Individualismus, einer neuen Aneignung der Antike und einer Hinwendung zur naturwissenschaftlichen Erforschung der Welt verbunden wird.
Für die Malerei wurden mit der durch
Brunelleschi und andere entdeckten und beschriebenen
Linearperspektive auch für die Landschaftsmalerei neue Voraussetzungen geschaffen, den dreidimensionalen Raum einer Landschaft auf einer Bildebene darzustellen. Man setzte technische Apparate ein, wie die
Camera obscura oder das
velum, ein Hilfsmittel für perspektivische Darstellung. Um 1470 erschien
Piero della Francescas Traktat
De prospettiva pigendi, die erste genaue mathematische Beschreibung der Zentralperspektive. Die Luftperspektive, ein schon in der Malerei der Antike zu beobachtendes Phänomen, wurde von den Malern, allen voran
Leonardo da Vinci, systematisch erforscht. Die in den Niederlanden entwickelte
Ölmalerei schließlich eröffnete durch die leuchtende Brillanz der Farben, durch feinste Farbabstufungen, durchscheinende
Lasuren und einer neuen und grundsätzlichen Aufmerksamkeit für das Spiel von Licht und Schatten im Bild auch für die Landschaftsmalerei neue Möglichkeiten der Erfassung von Raumwirkung, Atmosphäre und von Licht- und Luftphänomenen.
Mit der Frührenaissance sind endgültig die Goldgründe mittelalterlicher Heiligenbilder durch Landschaften ersetzt, zunächst noch, wie bei Giotto, als kulissenartige Zusammenstellung einzelner Motive, später als einheitlicher Hintergrund.
Im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts entstand nördlich der Alpen ein neues, vorher unbekanntes Naturempfinden. Die
Natur erhielt in Bildern der
Donauschule einen eigenständigen Rang; Naturstudien ohne Menschendarstellungen sind keine Seltenheit. Das erste reine Landschaftsgemälde ohne jegliche Figuren ist das Bild
Donaulandschaft mit Schloss Wörth, entstanden um 1522 von einem Maler der Donauschule,
Albrecht Altdorfer. Frühe Beispiele aus dem nördlichen Europa für die Wiedergabe einer konkreten Landschaft - des Genfer Sees – sind
Der wunderbare Fischzug des
Konrad Witz - oder einer realistischen Darstellung von bewegtem Wasser auf dem um 1435 entstandenen
Christophoros des gleichen Malers.
Sowohl in Venedig als auch in Florenz fanden die Anregungen aus dem Norden und die Entdeckungen der Perspektive in Italien auf unterschiedliche Weise ihren Niederschlag. In Piero della Francescas Montefeltro-Diptychon schaut der Betrachter aus der Vogelperspektive auf eine sich weit ausbreitende, lichte Landschaft, wobei sich Porträt und Landschaft auf unterschiedlichen und unverbundenen Bildebenen befinden. Leonardo da Vinci († 1519), von dem auch die erste reine Landschaftszeichnung stammt, stellte als Hintergründe einiger seiner Gemälde, wie der
Felsgrottenmadonna, der
Mona Lisa oder der
Anna Selbdritt, alle im Louvre in Paris, keine Abbilder einer realen Natur dar. Diese Landschaften sind vielmehr eine Art Überblick über die elementaren Erscheinungsformen der Natur: Erde, Wasser, Fels und Luft, Nähe und Ferne, Wärme und Kälte.
Giorgione, Das Gewitter, um 1515
Als ein Vermittler niederländischer Malkunst in Venedig gilt
Antonello da Messina († 1479), der sich um 1475 in Venedig aufhielt. Ebenso folgenreich für die Landschaftsdarstellungen venezianischer Maler waren
Dürers Holzschnitte, während seine Landschaftsaquarelle aus der Italienreise nicht publiziert waren und schon wegen ihrer Funktion als Arbeitsskizzen keine öffentliche Wirkung hatten. Bei den Venezianern
Bellini,
Giorgione und
Tizian entfaltete sich die für die venezianische Malerei charakteristische Verschmelzung von Figuren und Landschaft, Licht und Farbe zu einer stimmungsvollen Bildeinheit von poetischer und lyrischer Qualität. Giorgione malte mit seinem
Gewitter um 1515 das erste Bild, in dem die Figuren an den Rand gerückt sind und Landschaft zum Bildthema wird.
Brueghel,
Der Sturz des Icarus, 1558
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts kam es in den Niederlanden zu einer ersten Blüte der Landschaftsmalerei, die mit den Namen
Joachim Patinir,
Gerard David,
Hieronymus Bosch und
Pieter Brueghel verknüpft ist. Von Joachim Patinier († 1524) stammen die überblicksartigen
Weltlandschaften, in denen biblische oder mythologische Figurengruppen fast nur den Rang von Staffagefiguren einnehmen. Auch auf Breughels Bild
Sturz des Ikarus von 1558 ist das eigentliche – mythologische – Thema an den äußersten Rand gerückt zu Gunsten der Darstellung einer weiten Landschaft im Licht der Morgensonne, zu deren harmonischem Einklang auch der tätige Mensch gehört.
17. Jahrhundert
Annibale Carracci,
Der Fischfang, 1596
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam es in
Bologna u. a. durch die Carracci unter dem Eindruck der venezianischen Malerei zu einer Neubegründung der Landschaftsdarstellung.
Annibale Carracci veränderte seine strenge, am
Manierismus orientierte Malweise und verband genaues Naturstudium mit einer venezianischen Farbigkeit. 1595 verlegte er seine Werkstatt nach Rom. Von 1596 stammt sein Gemälde
Fischfang, das in seiner dramatischen Lichtinszenierung, seiner expressiven Farbigkeit und der Bewegtheit der Figuren auf das
Barock verweist. Seine Malweise war von großem Einfluss auf die römischen Malerkollegen und in Bezug auf die Landschaftsmalerei insbesondere auf
Nicolas Poussin und
Claude Lorrain.
Bis ins frühe 17. Jahrhundert bleiben Landschaften in der Tafelmalerei und auf Freskos auf den Hintergrund beschränkt. Eine Weiterentwicklung erfuhr die Landschaftsmalerei in Rom durch eine Gruppe von Malern um den Frankfurter
Adam Elsheimer.
Bril, Phantastische Gebirgslandschaft, 1598
Elsheimer: Flucht nach Ägypten.
Zu der Gruppe zählte der Niederländer
Paul Bril, der sich schon seit 1582 in Rom aufhielt. Er hatte sich auf idealisierte Landschaften spezialisiert, in denen ausgewählte Elemente realer Landschaften zu einer Ideallandschaft komponiert sind. Kulissenartig aufgebaute Partien im Vordergrund oder
Repoussoirs aus Bäumen und Architekturen eröffnen die Sicht in eine weite Ferne. Menschen auf den Bildern sind nur noch
Staffage. Ab 1600 lebte auch der Frankfurter Elsheimer, der mit Brill befreundet war, in Rom. Elsheimer malte kleinformatige Landschaftsbilder auf Kupfergrund voller winziger Details, angereichert mit mythologischen oder biblischen Szenen, die sich durch eine metallische Farbigkeit auszeichnen. Sein Umgang mit unterschiedlichen Lichtquellen im Bild, zum Beispiel in seinem berühmten Nachtstück
Die Flucht nach Ägypten von 1609, ist ein wesentliches Mittel für die Wirkung seiner Landschaften.
Die Bilder Annibale Carraccis, Adam Elsheimers und Paul Brils waren von fundamentaler Bedeutung für die Landschaftsbilder von Nicolas Poussin und Claude Lorrain.
Heroische und idyllisch-arkadische Landschaften
Poussin:
Landschaft mit Orpheus und Eurydike, um 1650
Claude Lorrain:
Hafen mit der Villa Medici, 1639
Gemälde, die nach streng rationalen Prinzipien aufgebaut sind, deren idealisierte Landschaft in ein mildes Licht getaucht sind, deren Architekturen der klassischen Antike entnommen sind und deren Figuren vorzugsweise aus der antiken Mythologie oder auch aus der Welt der Bibel stammen, werden mit dem Begriff
heroische Landschaften bezeichnet. Hauptvertreter dieser Art von Landschaftsmalerei war der seit 1624 in Rom lebende Franzose
Nicolas Poussin.
Der zweite hervorragende Landschaftsmaler in Rom war der ebenfalls aus Frankreich stammende
Claude Lorrain, seit 1613 dort ansässig. Lorrains Bilder, ebenfalls nach rationalen Formprinzipien aufgebaut, mit ländlichem oder biblischem Personal als Staffagefiguren, den typischen
Repoussoir aus Gehölzen oder antiken Architekturen, die häufig den Blick auf ein Meer, das im Glanz von Abend- oder Morgensonne schimmert, öffnen, werden wegen ihrer heiteren Grundstimmung
idyllisch-arkadische Landschaften genannt.
Beide Maler galten als Vorbilder für die
klassizistische Landschaftsmalerei und für die Maler
heroischer Landschaften im 19. Jahrhundert. Im frühen 19. Jahrhundert wurde dieser Begriff für dramatisch-bewegte Landschaften und für Hochgebirgslandschaften übernommen. Poussins Schwager
Gaspard Dughet konzentrierte sich dagegen auf die Wiedergabe realer Landschaften aus der römischen Campagna und der Gegend um
Tivoli während der Neapolitaner
Salvator Rosa eine Vorliebe für pittoreske und phantasievolle Landschaften pflegte, bei denen man eine Nähe zur romantischen Landschaftsmalerei erkennen könnte.
Niederländische Landschaftsmalerei
Mit der Wende zum 17. Jahrhundert wurde die Landschaft, bisher nur Schauplatz mythologischer oder historischer Szenen, zu einem eigenen Bildthema. Während des
Goldenen Zeitaltersder Niederlande kam es zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen. Durch den wachsenden Wohlstand in breiten Kreisen, nach dem Wegfall der Kirche als Auftraggeber und der Dominanz des Protestantismus in den nördlichen Niederlanden, gab es eine verstärkte Nachfrage nach Bildern durch bürgerliche Schichten für den privaten Gebrauch. Das Interesse an Landschaftsbildern ging einher mit einer grundsätzlichen Tendenz zum Beobachten und Erforschen der Natur, dem Aufblühen der
Kartografie, für die durch das Wachsen des holländischen Überseehandels ein starker Bedarf bestand, der sicheren Beherrschung perspektivischer Darstellung und mit Fortschritten in Naturwissenschaften und Technik, durch die neue Hilfsmittel bereitstanden. Im Bereich der Kartografie und
Landesvermessung arbeiteten Mathematiker und
Geodäten (Landvermesser), Kartografen, Maler und
Kupferstecher Hand in Hand. So sind
Landkarten der Zeit häufig am Rand mit
Veduten eingefasst, berühmtes Beispiel
Jan Vermeers Allegorie der Malerei. Land- und Seekarten wurden von den gleichen Druckern publiziert wie Reproduktionen von Landschaftsgemälden in
Kupferstichen oder
Radierungen. Der Handel mit Reproduktionen war entscheidend für die rasche Verbreitung niederländischer Landschaftsmalerei in ganz Europa.
Jan van Goyen: Landschaft mit zwei Eichbäumen
.
Das Genre fächerte sich bald eine Reihe von Themen auf, auf die sich die einzelnen Maler konzentrierten. Es gab Spezialisten für Phantasielandschaften, italianisierende Landschaften,
Gebirgs-, Wald-,
Küsten- und Flusslandschaften, Seestücke,
topografische Landschaften, Winterszenen usw. Die thematisch oft wenig spektakulären Bilder zeichnen sind durch eine reiche Skala von Farbabstufungen, eine feine Luftperspektive und differenzierte Lichteffekte aus, die die Grundstimmung des Bildes bestimmen. Eine den Stillleben der Zeit vergleichbare Aufladung mit
allegorischen Bedeutungen ist in den Landschaften schwieriger nachzuweisen, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Anfänge einer Landschaftsmalerei als unabhängiges Genre kann man in
Flandern mit den
Weltlandschaften Patiniers datieren, in denen Landschaft das Hauptthema ist und nicht die Figuren.
Pieter Brueghel fertigte neben Gemälden wie den
Jahreszeiten oder dem
Fall des Ikarus auch Zeichnungen nach der Natur, sowohl während seiner Italienreise als auch von der Stadt Brabant. Neben dem von Flandern ausgehende Impuls wurden Einflüsse aus Italien wirksam über die Reproduktion der Bilder Adam Elsheimers durch den Utrechter Kupferstecher
Hendrick Goudt.
Mit
Esaias van de Velde,
Pieter Moleyn,
Jan van Goyen und
Salomon van Ruisdael verstärkte sich eine naturalistische Bildauffassung zusammen mit einer Vorliebe für einfachere Motive, einheitliche Komposition und einer verstärkten Aufmerksamkeit für das Erscheinungsbild des Wolkenhimmels und die wechselnden Beleuchtungen auf dem Land. In der Farbwahl gab es zwischen 1625 und 1650 eine Vorliebe für
monochrome Bilder in Blau-, Grün- und Erdtönen.
Hobbema: Die Allee von Midelharnis, 1689
Die großen Landschaftsmaler des späten 17. Jahrhunderts,
Jacob van Ruisdael und
Aelbert Cuyp lassen italienische Einflüsse sowohl in der Komposition als auch in der Lichtführung der Bilder erkennen. Ruisdaels oft düstere und schwermütig wirkende Landschaften mit ihren dramatischen Wolkenformationen, absterbenden Bäumen und sich herabstürzenden Wasserfällen werden zu Ausdrucksträgern subjektiver Empfindung, ein Grund für die hohe Wertschätzung seiner Bildern durch die Romantiker. Cuyps idealisierte Bilder dagegen sind erfüllt von einer heiteren, pastoralen Stimmung, einer Fülle von warmem Licht. Sie zeigen oft kleine ländliche Szenen. Schüler Ruisdaels war
Meindert Hobbema, der auf Waldszenen und Wassermühlen spezialisiert war. Eins der berühmtesten und oft reproduzierten Bilder niederländischer Landschaftsmalerei ist seine
Allee von Middelharnis von 1689.
Maler in den südlichen Niederlanden wie
Rubens und
Rembrandt malten Landschaften in warmen und lebhaften Farben. Rembrandt widmete sich seit 1640 intensiv in seinen Radierungen der Landschaftsdarstellung, und Rubens schuf in seinen letzten Lebensjahren eine Reihe brillanter Landschaften.
18. Jahrhundert
Bernardo Bellotto:
Die Elbe bei Dresden
Watteau,
Einschiffung nach Kythera, 1717/18, Berliner Fassung; Schloss Charlottenburg, Berlin
Richard Wilson, Der Mont Snowdon von Llyn Nantll aus gesehen, um 1765, Liverpool,
Walker Art Gallery
Mit dem 18. Jahrhundert ließ zwar das Interesse an der Landschaftsmalerei bei Sammlern und Liebhabern nach, es wuchs aber die Nachfrage nach
topografisch genauen Darstellungen bestimmter Orte. Zu nennen sind hier die venezianischen Vedutenmaler
Bellotto,
Canaletto und
Guardi und der in Rom tätige
Luigi Vanvitelli. Guardi pflegte als Landschaftsmaler das Genre des
Capriccios, Landschaften, die aus erfundenen und realen Partien zu einer Idealkomposition zusammengesetzt sind. Charakteristisch für die französische Malerei der Zeit sind die zarten und luftigen Landschaftshintergründe in den Bildern
Watteaus und
Fragonards.
Im England des 18. Jahrhunderts bezog man sich in der Landschaftsmalerei gerne auf italienische Vorbilder, besonders auf Claude Lorrain.
Richard Wilson malte nach seinem Aufenthalt in Rom stimmungsvolle melancholische Landschaften, ebenso wie
John Robert Cozens, dieser mit einer Tendenz zum Idyllisch-Arkadischen. Im späten 18. Jahrhundert entwickelte sich bei Malern ein Interesse am
Erhabenen in der Natur.
Burkes Untersuchung von 1756 von über
das Erhabene (
Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and the Beautiful) führte zu gedanklichen und künstlerischen Auseinandersetzung mit seinen Ideen nicht nur in England sondern auch in der ästhetischen Debatte in Deutschland.
Der englische Landschaftsgarten
Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich in England in bewusstem Gegensatz zum architektonischen Garten Frankreichs eine neue
Gartenkunst aus, deren Architekten sich an Bildern
Lorrains und
Poussins orientierten und die Grenze zwischen Gartenanlage und freier Landschaft verwischten. An Stelle von Gartenfluchten, Achsen und Symmetrien trat nun der natürliche Baumwuchs und die von der Romantik inspirierte Ruinen-Idylle. Wie es Adrian von Buttlar formuliert, werden „Gartenszenen nach den Regeln der Landschaftsmalerei mit Massen, Zwischenräumen, Farbe, Licht und Schatten sowie das Gesamtbild rahmenden Repoussoirs“ komponiert. Hauptvertreter dieser Art
Landschaftsgarten waren
William Kent (1664-1748),
Lancelot Brown (1715-1783) und
William Chambers (1723-1796).
19. Jahrhundert
Caspar David Friedrich,
Der Mönch am Meer, 1808
Cézanne,
Haus in der Provence
Um die Jahrhundertwende kündigte sich in der bildenden Kunst sowohl eine neue Einstellung zu einem subjektiven Erleben der Welt an als auch eine Wandlung in der Wahrnehmung von Erscheinungen, wie es sich in Bildern eines
Turner,
C. D. Friedrich oder
Delacroix zeigt. Der
Paradigmenwechsel der
Moderne wird nicht zuletzt in der Darstellung von Landschaft sichtbar.
Künstler wie
Gustave Courbet verwarfen die überkommenen Prinzipien und Normen der Malerei, wie sie in den
Kunstakademien seit der
Renaissance herausgebildet worden waren, und wendeten sich neuen Themen aus dem bürgerlichen Milieu und der Arbeitswelt zu. Der braune „Akademieton“ von Bildern wurde obsolet, sowohl die perspektivische Darstellung als auch eine
mimetische Nachahmung der Natur wurden abgelehnt. Nicht nur die
Impressionisten wählten jetzt helle und grelle Farben.
Das Interesse verlagerte sich vom Motiv auf die Malweise.
Cézanne fasste das Bild nicht mehr im Sinne
Albertis als Fenster zur Welt auf, auf der ebenen Fläche wird kein dreidimensionaler Raum vorgetäuscht, das Bild ist vielmehr ein zweidimensionales Feld, in dem Ordnung von Formen und Farben relevant ist. Das Bild selbst ist eine parallele Wirklichkeit zur Wirklichkeit der Welt und nicht deren Abbildung.
Gegen Ende des Jahrhunderts verstärkten sich die Tendenzen zu einer subjektiven Interpretationen der Welt und zur Dominanz einer persönlichen Handschrift, wie es sich in den expressiven Landschaften eines
van Gogh zeigt sowie einer vermehrten Vielfalt künstlerischer Perspektiven, ein Kennzeichen der Malerei der Moderne.
Klassizismus und Romantik
Caspar David Friedrich:
Der Sommer, 1807
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts richtete sich das Interesse des Publikums verstärkt auf die Landschaftsmalerei. Angeregt durch Schriften
Jean-Jacques Rousseaus, in denen eine neue Sensibilität für die Natur und deren Wirkung auf die seelische Verfasstheit des Menschen erkennbar ist, sahen Dichter und Künstler der
Romantik in der Natur einen Quell leidenschaftlichen Gefühls und eine metaphysische Dimension. Nach der Infragestellung von überkommenen Glaubensgewissheiten im Zeitalter der
Aufklärung suchten Maler wie
Caspar David Friedrich in der Natur und der Landschaft einen transzendentalen Bezug. Nach dem Verlust alter Ideale sollte es Aufgabe der Kunst sein,
Utopien sichtbar zu machen und ein neues Leit- und Idealbild herzustellen. Als beispielhaft gilt hier sein
Tetschener Altar von 1808, der in literarischen und philosophischen Kreisen eine heftige Grundsatzdebatte über eine mögliche religiöse Funktion von Landschaftsbildern auslöste.
Joseph Anton Koch:
Heroische Landschaft mit dem Regenbogen
Romantische Landschaften zielen auf die Auslösung emotionaler Prozesse, auf eine Bildmagie, die einen inneren Dialog zwischen Betrachter und Bild bewirken soll. Zur gleichen Zeit malten Künstler wie
Koch,
Reinhart,
Hackert oder
Wolf, die einem
Klassizismus verpflichtet waren. Sie orientierten sich an den alten Vorbildern Poussin und Claude Lorrain, da aus der Antike selbst keine Landschaftsbilder bekannt waren. Diese Maler sahen in ihren Bildern die Aufgabe, einen idealen Weltentwurf sichtbar zu machen im Sinne einer Wiederbelebung des antiken Geistes.
Turner:
Das Kriegsschiff Temeraire, 1838, Öl auf Leinwand
Bilder der Romantiker hatten ihre Wirkung auf die Landschaftsmaler in England und in den USA. Maler wie
William Blake und
Turner teilten Friedrichs Interesse an einer symbolischen Aufladung von Landschaften. Turner setzte sich in seinen unzähligen Landschaftsskizzen und seinen expressiven und farbintensiven Gemälden mit der Wirkung von Licht und Raum auseinander. In den USA bezogen sich die Maler der
Hudson River School auf die deutsche romantische Malerei.
Realismus
Mit den frühen 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zeigte sich bei Malern in
England,
Deutschland und
Frankreich ein verstärktes Interesse an einer realistischen Landschaftsdarstellung. Als Beispiele für England sind hier
Richard Parkes Bonington und
John Constable mit seinen ländlichen Motiven und seinen Wolkenbildern zu nennen, für die
Schweiz Johann Gottfried Steffan und für Deutschland
Adolph Menzel, der als einer der ersten Industrielandschaften malte oder
Karl Blechen mit seiner Abwendung von romantischen Gefühlsschwelgereien und seiner Vorliebe für grandiose Licht- und Farbeffekte in der Natur. Der in den Niederlanden ansässige Belgier
Charles Leickert spezialisierte sich auf Winterlandschaften.
Corot,
Ville d’Avray. (c. 1867). Washington D.C.:
National Gallery of Art.
Künstler des
Biedermeier wie
Karl Spitzweg oder gegen Ende des Jahrhunderts Maler wie
Hans Thoma,
Wilhelm Leibl oder
Fritz von Uhde, malten ihre Bilder unter dem Eindruck der französischen
Freilichtmalerei.
Camille Corot, einer der ersten
Plein-air-Maler verfeinerte die Darstellung von Licht und Atmosphäre in seinen Bildern, blieb aber bei der Komposition idealer Landschaften, während der
Realismus eines
Gustave Courbet Abstoßendes und Hässliches in den Bildern nicht aussparte.
Die Schule von Barbizon
Die
Schule von Barbizon, deren Mitglieder in die freie Natur gingen und dort ihre Bilder malten, anstatt - wie bisher üblich - im Atelier nach Skizzen aus der Natur auszuführen, war von außerordentlich großem Einfluss auf die Malerei der kommenden Generation, vor allem auf die Impressionisten. Ziel der Maler von Barbizon war es, die Natur oder eine konkrete Landschaft mit all ihren unterschiedlichen Beleuchtungssituationen realistisch und objektiv wiederzugeben.
Impressionismus
Claude Monet, Impression, soleil levant (1872)
Im
Impressionismus wird die Malerei leicht und luftig, bestimmt von den Spielen des
Lichts auf der Natur. Die Farben fließen ineinander. Man malt nun nicht mehr nur im
Atelier, sondern geht hinaus ins Freie (Freiluftmalerei, oder auch "plenair"-Malerei), um sich beim Malen direkt den Eindrücken der Umgebung auszusetzen. Die
Wahrnehmung der Dinge wird wichtiger als ihre
Bedeutung. Wohl bekanntester Vertreter dieser Art von Malerei ist
Claude Monet.
20. Jahrhundert
Die Landschaftsmalerei des 20. Jahrhunderts bietet dem Betrachter ein eben so facettenreiches Bild von verwirrender Vielfalt wie die Kunst der Gegenwart überhaupt. Ariane Grigoteit sieht
Landschaft in den unterschiedlichen Konzepten der Künstler grundsätzlich zur Disposition gestellt. Eine Ursache vermutet sie in den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in denen die Natur ihre Verlässlichkeit eingebüßt habe. „Das Landschafts-Motiv zerfiel in äußere Erscheinung und innere Wirkkräfte. Weder neue Ingenieurleistung, Wissenschaftserkenntnisse oder der Blick auf die individuelle innere Natur vermochten Erklärungen für die natürliche Existenz zu liefern. So wuchs die Entfremdung zwischen Mensch und Natur wie die Angst vor dem Ende der Natur […] Landschaft stand in den unterschiedlichsten, individuellen Modellen zur Disposition.
(In: Ariane Grigoteit: Landschaften eines Jahrhunderts aus der Sammlung Deutsche Bank. Frankfurt a. M. 1999. S. 39.)
Die Spannweite der Auseinandersetzung mit dem Phänomen
Landschaft reicht von den spätimpressionistischen Bildern eines
Liebermann oder
Slevogt, den
Fauves in Frankreich, der Suche nach unverfälschter Natur in exotischen Ländern bei
Gauguin,
Pechstein,
Nolde oder
Kirchner, bis zu den grauen Wolkenbildern oder
fotorealistischen Landschaften eines
Gerhard Richter, den melancholischen Ölgemälden von
Fritz Lattke und zu Werken eines
Anselm Kiefer, der in seinem Bild
Märkisches Land in die mit märkischem Sand bestreute Ölfarbe Ortsnamen aus
Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg einritzte.
Ebenso breit ist die Spannweite von Landschaftsbildern in weitestem Sinn in den USA. Es gibt die farbintensiven, plakativen Gran-Canyon-Bildern eines
Hockney neben postromantischen oder einem Surrealismus verpflichteten Malern wie
Paul Nash,
Graham Sutherland oder
Grant Wood, mit seinen melancholischen Bildern aus dem mittleren Westen. Maler des
abstrakten Expressionismus wie
Clyfford Still oder
Jackson Pollock suggerieren in ihren Bildern zumindest Größe und Ausstrahlung einer erhabenen Landschaft. Mark Rothkos Bildern wird von manchen Interpreten eine
Caspar David Friedrich verwandte Reflexion über
Grenzen und
Unendlichkeit zugeschrieben.
Ansel Adams:
The Tetons and the Snake River
Vielfältig ist die Beziehung zwischen Landschaftsmalerei und Fotografie. Fotos von
Atget (†1927), der in seinem umfangreichen Werk das Paris der Jahrhundertwende dokumentiert hat, dienten seinen Malerfreunden als Bildvorlagen. Andere, wie
Ansel Adams († 1984) in seinen Schwarzweiß-Fotografien aus den Rocky Mountains, bedienten sich einer Bildästhetik romantischer Malerei, während
Jeff Wall sich in seinen Bildinszenierungen gelegentlich von Vorbildern und Bilderzählungen aus der Kunstgeschichte inspirieren ließ.
Andere griffen gestaltend in vorhandene Natur- oder Kulturlandschaften ein, so
Beuys, von dem auch eine Reihe von Landschaftsaquarellen existiert, mit seinem Projekt
7000 Eichen in Kassel anlässlich der
Documenta 7, oder
Christo und Jeanne-Claude, die Bäume im Berower Park in der Schweiz einpackten, dem
Central Park in New York durch die Beflaggung mit orangefarbenen Tüchern eine fremdartige poetische Wirkung verliehen und der amerikanische
Land Art- künstler
Robert Smithson (†1973), der seine
Spiral Jetty im Großen Salzsee in Utah anlegte und sie anschließend dem Wirken der Natur überließ.
Asien
Hokusai: Fuji, Farbholzschnitt
Eine chinesische Landschaft
In
Ostasien spielt die Landschaftsmalerei eine sehr bedeutende Rolle. Nach einem Höhepunkt chinesischer Landschaftsmalerei im 8. Jahrhundert wurde sie in den um realistische Wiedergabe bemühten monochromen Meisterwerken des 11. und 12. Jahrhunderts (Fan Kuan,
Guo Xi, Xu Daoning) weiterentwickelt. Seit dem 13. Jahrhundert blühte Literaturmalerei, die die Landschaftsmalerei als Ausdruck der Persönlichkeit auffasste. In Japan entwickelte sich die Landschaftsmalerei zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert aus der buddhistischen Malerei; auch die Tuschlandschaften der Mönchsmaler (Minsho, Shiubun,
Sesshu Toyo) vom 14. bis 16. Jahrhundert sind noch als Ausdruck des
Zen zu sehen. Erst ab Ende des 16. Jahrhunderts wurde die japanische Landschaftsmalerei zu einer selbstständigen Kunstrichtung in betont dekorativem Stil.
Einzelnachweise
- …et nunc terrenum aliquid saperem … zitiert nach Francesco Petrarca: Die Besteigung des Mont Ventoux. Lt./Dt. Stuttgart 1999. S. 22 u. 23.
Siehe auch
Literatur
- Svetlana Alpers: Kunst als Beschreibung. Holländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Dumont, Köln 1998, ISBN 3-7701-4445-7
- Anonym: [Artikel] Landschaft. In: Karlheimz Barck u.a. (Hrsg.): Ästhetische Grundbegriffe. Studien zu einem historischen Wörterbuch. 3. Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01657-9, S. 617 - 695
- Oskar Bätschmann: Entfernung der Natur. Landschaftsmalerei 1750-1920. DuMont, Köln 1989, ISBN 978-3-7701-2193-9
- Nils Büttner: Die Erfindung der Landschaft. Kosmographie und Landschaftskunst im Zeitalter Bruegels. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-47900-X
- Nils Büttner: Geschichte der Landschaftsmalerei. Hirmer, München 2006, ISBN 3-7774-2925-2
- Adrian von Buttlar: Der Landschaftsgarten, Gartenkunst des Klassizismus und der Romantik. Dumont, Köln 1989, ISBN 3-7701-2088-4
- Bastian Eclercy (Hrsg.): Nah und Fern. Landschaftsmalerei von Brueghel bis Corinth. Wienand, Köln 2011, ISBN 978-3-86832-060-2, mit DVD.
- Uta Feldges: Landschaft als topographisches Porträt. Der Wiederbeginn der europäischen Landschaftsmalerei in Siena. Benteli, Bern 1980, ISBN 3-7165-0338-X
- Günther Hermann: Die Kunst-Akademie. Faszination Garten. Eine Malreise durch die schönsten Gärten Europas. Englisch Verlag. Wiesbaden 2007 ISBN 978-3-8241-1350-7
- Tanja Michalsky: Projektion und Imagination. Die niederländische Landschaft der Frühen Neuzeit im Diskurs von Geographie und Malerei. Fink, München 2011, ISBN 978-3-7705-5043-2
- Götz Pochat: Figur und Landschaft. Eine historische Interpretation der Landschaftsmalerei von der Antike bis zur Renaissance. De Gruyter, Berlin 1973, ISBN 3-11-004104-9
- Martin Warnke: Politische Landschaft. Zur Kunstgeschichte der Natur. Hanser, München 1992, ISBN 3-446-17216-5
Weblinks
Commons: Landschaftsgemälde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien